Curator’s Choice — Bilder von satter Frühlingsvegetation in einer Parklandschaft wechseln sich ab. Bald wird erkennbar, dass die Aufnahmen in einem Friedhof gemacht wurden. In der Mitte der Bildfläche befindet sich eine Art Nebel. «You can’t touch there from your desktop» ist unterstrichen am unteren Rand zu lesen. Der Link führt zur Aufforderung, die Seite auch auf dem Smartphone aufzurufen. Dort sind nur verschwommene Ausschnitte der Bilder zu sehen. Berührungen des Touchscreens hinterlassen Fingerabdrücke, die nun auch auf dem Desktop als Grund für den «Nebel» erkennbar werden. Unten an der Mobile-Version steht als Link «You can’t see from your mobile».
Die Fotos stammen aus einem Friedhof in der New Yorker Nachbarschaft des Duos exonemo (gegründet 1996), bestehend aus Kensuke Sembo und Yae Akaiwa. In einer Zeit, in welcher der Tod so präsent war wie kaum je – in New York mussten zu der Zeit Kühllastwagen als temporäre Leichenhäuser beigezogen werden –, fanden die beiden ausgerechnet auf dem Friedhof einen Ausgleich zum Stress des Lockdowns und einen Ort mit wenig Ansteckungsrisiko.
‹Realm› lässt sich aber über den Lockdown-Stillstand hinaus als eine Arbeit lesen, die von einem Zustand des Dazwischen handelt, vom Versuch der menschlichen Präsenz im Digitalen und im Physischen, vom Berühren des Touchscreens, körperlicher Nähe und Distanz, vom Berührtsein und, ja, vom Tod.
Die Arbeit enstand im Rahmen der bemerkenswerten Reihe ‹Net Works› des HeK Basel. Das Haus der elektronischen Künste liess während des Lockdowns wöchentlich Online-Auftragswerke schaffen – als Möglichkeit, trotz geschlossenem Ausstellungsraum neue Werke zu zeigen und um Kunstschaffende zu unterstützen. Nun wird die Reihe im Monatsrhythmus weitergeführt.