Assemblage / assembly (battlefield #141)

Lancy / Genf — Wer durch die Wälder in Stadtnähe spaziert, trifft gerne auf improvisierte Hütten. Wenige Äste, zu einer Pyramide aufgestellt, markieren eine Behausung mehr, als dass sie tatsächlich Schutz bieten würden. Doch die Symbolik wirkt und schafft eine Art Bannkreis. Dieses in gleichem Masse zerbrechliche wie auch starke Bild hat der Genfer Künstler Jérôme Leuba (*1970) für sein Kunst-und-Bau-Werk ‹Assemblage› beigezogen. Inmitten eines Wohnquartiers in Lancy, das im Süden an Genf grenzt, hat er sieben sechs bis acht Meter lange, in Bronze gegossene Äste zum Tipi geformt, miteinander verschraubt und fest im Boden verankert. Das Werk ist aus einem Wettbewerb hervorgegangen, den die Fondation Berthe Bonna-Rapin organisierte. Sie hat einen Grossteil des zwischen 2012 und 2018 erbauten Quartiers La Chapelle finanziert und bietet subventionierte Wohnungen an. Insgesamt sind 18 neue Gebäude mit 692 Wohnungen entstanden. Die Astpyramide wirkt in dieser Umgebung einerseits als Reminiszenz an den Wald und den Naturraum, der im Abstandsgrün abhandengekommen ist. Andererseits erscheint er als Versammlungspunkt für alle, die vor lauter Gebäuden die Gemeinde nicht mehr sehen. Die dünnen, fragilen Äste offenbaren sich in der Nähe als starke Struktur, ihre organische Vielfalt setzt ein menschliches Zeichen inmitten von Architektur der Standards und Normen. Zur Einweihung liess Jérôme ­Leuba in seiner Performance ‹Battlefield #156› bei jedem der 18 Häuser Musiker:innen spielen, die sich langsam dem Kunstwerk näherten, sodass eine eigenwillige Klangassemblage entstand.