GEN ATEM / MIRIAM BOSSARD "ALWAYS RIGHT"
Das Kunst-Duo Gen Atem / Miriam Bossard entwickelt seit 1982 Projekte und hat weltweit in Museen und Galerien ausgestellt, darunter in New York, Los Angeles, Paris, Amsterdam, Berlin, Zürich, Bregenz, Istanbul und Tokio. Zur Neueröffnung des Raumes für Kunst – Löiegruebe in Solothurn präsentieren sie Werke aus dem Projekt «Al- ways Right», darunter Gemälde, Collagen und Fotografien.
Das Projekt «Always Right» entstand im Rahmen eines Recherchestipendiums, das das Duo im Jahr 2022 von der Kulturförderung des Kantons Thurgau erhielt. Dabei untersuchten sie das Phänomen rechtsextremer Bewegungen und deren Einfluss auf die Kunst. Aus dieser Forschung ging das erste Werk «Always Right – Cycle 1» her- vor, das von einer Fachjury ausgewählt wurde, um auf der Urban Art Biennale 2024 im UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte gezeigt zu werden. Diese Arbeit war eine prozessorientierte Inszenierung eines politisch-philosophischen Graffitis. Im grossen Stil kratzte, schabte und rieb das Duo in einer Performance faustgrosse Kohle- stücke an Wänden und Böden der Industriebrache Völklinger Hütte. Denn Kohle war damals ein Brennstoff, mit dem dort während des zweiten Weltkriegs Stahl für die Waffenindustrie des Nazi-Regimes produziert wurde. Das Graffiti bildete einen endlosen Satzloop, der sich kreisförmig über das Areal erstreckte: «Always right and always further to the right and always further to the right and...».
Eine Darstellerin versuchte während der Performance, die Schrift mit einem Besen wegzuwischen. Auch schüttete sie Wasser darüber, konnte den Satz jedoch nie vollständig auslöschen, da sie stets hinter den Ereignissen zurückblieb. Die Besucherinnen und Besucher erlebten live, wie eine Rechtsbewegung entsteht. Das Werk verdeutlichte, dass jede Bewegung nach rechts von links kommt und dass ein Standpunkt, der jetzt als rechtsextrem gilt, in dieser Entwicklung im nächsten Moment bereits links liegt. Es wird klar, wie schwierig es ist, diese Dynamik zu bremsen, wenn sie einmal in Gang gesetzt wurde. Eine weitere Figur agierte als Forensiker und sammelte den
Kohlestaub, der bei der Performance zurück blieb, als symbolisches Beweismaterial. Mit diesem Staub fertigte das Duo eine Farbemulsion an, um einen schwarzen Punkt auf eine Säule im Historischen Museum der Völklinger Hütte zu malen. Dieser Punkt setzte dem vermeintlich endlosen Satz und der mit ihm symbolisch einhergehenden rechtsgerichteten Bewegung ein Ende. Er wirkt nun als Mahnmal in die Zukunft hinein. Die gesamte Arbeit wurde in einem Buch dokumentiert, das am 22. März 2025 im Raum für Kunst – Löiegruebe in Solothurn vorgestellt wird. Die Publikation enthält Fotografien, einen Essay von Gen Atem und ein Vorwort der Ständerätin Franziska Roth.
Die Ausstellung im Raum für Kunst – Löiegruebe präsentiert Fotografien aus dem ersten Werkzyklus sowie neue Arbeiten des zweiten Zyklus. Während der erste Zyklus die Bedrohung durch «Rechts» im politischen und philosophischen Kontext thematisiert, widmet sich der zweite Zyklus dem Begriff «Rechts» im Sinne des «Rechts auf Freiheit». In einem kontemplativ-experimentellen Prozess entstehen farbige Gemälde und Collagen, die neue Räume eröffnen.
Inhaltlich fokussiert das Kunst-Duo dabei auf die inneren Faktoren des Menschen, die Freiheit bedingen und definieren: Ansichten, Vorstellungen, Erinnerungen und deren in tieferliegenden Bereichen des Bewusstseins gespeicherten mystischen Aspekte. So entsteht ein umfangreiches Opus, in dem jedes Werk seine eigene Berechtigung beansprucht: Always Right. Die Betrachtenden können damit in Resonanz treten, sich inspirieren lassen oder es hinterfragen.
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Raum für Kunst — Löiegruebe | Notiert | Kunstbulletin 4/2025 |
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