Kantonsspital Graubünden — Kunst mit Nebenwirkungen
Chur — Die Hippie-Bewegung machte sich die Kraft der Blumen zum sinnbildlichen Motto. Nun rückt die Ausstellung ‹Flower Power – Heilende Pflanzen› deren vielseitiges Potenzial in den Fokus – mit 104 Kunstwerken, die in den Fluren und Wartezonen des Kantonsspitals Graubünden (KSGR) eine Brücke zur Komplementärmedizin schlagen. Seit fast einem Jahr wuchert die Berg- und Pflanzenwelt so kunstvoll in den sonst allzu sterilen Klinikalltag hinein. «Sujets wie vom Himmel stürzende Engel setzten hier früher nicht unbedingt die richtigen Impulse», sagt Friederike Schmid. Seit 2018 leitet sie die spitalinterne Kunstkommission. Während Kunst am Bau im KSGR Tradition hat, setzt sie mit den hausinternen Ausstellungen neue Akzente. Die gelernte Ökonomin wusste dafür auch von Anfang an, ein klar definiertes Budget einzufordern. Mit Führungen will Schmid zudem selbst die letzten Kunstskeptiker:innen im Spital für die Kunst begeistern.
Wer sich nun auf den Weg zum Röntgen macht, trifft dort auf ‹Kartoffel I & II› (2001) von Renate Bodmer – eine Arbeit, die die Knolle in all ihren Facetten zeigt. In der Kardiologie, wo oft zu mehr Bewegung an der frischen Luft aufgerufen wird, laden die Werke von Emanuel Heim ‹Im Schnee und Im Nebel› (2024) bereits gedanklich zu einem Spaziergang in die umliegenden Wälder ein. Auch Künstler:innen wie Franz Gertsch, Ester Vonplon und Ursula Palla sind Teil der Ausstellung, die sich über vier Spitalstandorte erstreckt. Für die Empfangshalle des Hauptstandorts schuf Palla die Bronze-Installation ‹Botanical Notes› (2024), die Heilpflanzen aus aller Welt kunstvoll vereint.
Damit die Ausstellung nicht in die Esoterik-Ecke abrutscht, gibt es ein vielfältiges Begleitprogramm. Interne und externe Expert:innen beleuchteten das Thema wissenschaftlich – etwa in einem Kräuterspaziergang mit Ethnobotanikerin Dr. Maja dal Cero oder einem Minisymposium mit Prof. Dr. Reinhard Saller, Gründer des Instituts für Komplementärmedizin am Universitätsspital Zürich. Schmid äussert sich ebenso begeistert zu einem Workshop mit Aromaexpert:innen, der grossen Anklang fand. Kommenden Montag thematisiert die Künstlerin Lena Maria Thüring mit ihrem Film ‹Down the River› die Verbindung zwischen Pflanzen und Hexenprozessen im Bergell. Und am 18. März findet der musikalische Abschluss der Ausstellung statt: Quirina Lechmann und Stefan Kägi präsentieren eine Mischung aus Klassik und traditionellen irischen Volksliedern. Doch mit dem Ausstellungsende verschwindet die Kunst nicht aus dem KSGR, Friederike Schmid kündigt für Mai eine neue Schau zum Thema Kunsttherapie an, die den Dialog zwischen Kunst und Gesundheit weiter vertiefen soll.