Liste Art Fair Basel: «Keinen Trends folgen, sondern Brüche sichtbar machen»
Die Liste war einmal das wilde kleine Geschwister der Art Basel – experimentell, unkonventionell, jung. Heute, dreissig Jahre später, ist sie das immer noch, wenn auch etwas polierter und durchgestylter. Das liegt nicht zuletzt an den Räumlichkeiten. Denn an alle Nostalgiker:innen da draussen: Nein, die Liste findet seit 2021 nicht mehr auf dem Warteck-Areal, sondern ebenfalls auf dem Messegelände gleich neben der Art Unlimited statt. Gegründet 1996, sollte die Liste einer neuen Generation von internationalen Galerist:innen und Künstler:innen eine Plattform bieten. Damals nahmen 36 Galerien aus 12 Ländern teil. In diesem Jahr sind es 99 Ausstellende aus 31 Ländern – mit einem klaren Fokus auf Solopräsentationen und mit bemerkenswerten 48 erstmalig teilnehmenden Galerien. «Die Liste will Begegnungsraum sein», sagt Nikola Dietrich, seit September 2024 neue Direktorin der Messe. Ihr Lebensmittelpunkt hat sich Anfang des Jahres von Köln, wo sie zuletzt den Kölnischen Kunstverein geleitet hat, nach Basel verlagert. Die Rheinstadt ist für sie jedoch nicht unbekannt, denn bereits von 2008 bis 2013 war sie Direktorin des Museums für Gegenwartskunst am Kunstmuseum Basel.
Unter Dietrichs Leitung nehmen das Performance-Programm, kuratiert in Zusammenarbeit mit Jacob Fabricius, und die Artist Talks eine zentralere Rolle ein. Gemeinsam mit der Architektin Martina Kausch wurde zudem ein neues Raumkonzept für die Halle 1.1 entwickelt, das die kreisförmig-uniforme Präsentation aufbrechen und offene Zonen für Begegnung und Austausch schaffen soll. «Keinen Trends folgen, sondern Brüche sichtbar machen», lautet Dietrichs Credo. Das spiegle sich im Auswahlprozess: Ein internationales Komitee wähle aus den Bewerbungen jene Galerien aus, die mit ihren eingereichten Ausstellungskonzepten überzeugen. Als Plattform für aufstrebende Künstler:innen und Galerien setzt die Liste weiterhin auf niedrige Standkosten und gezielte Förderbeiträge. 2025 werden elf Galerien durch die Stiftung Liste Basel unterstützt – ein vor drei Jahren eingeführtes Trägerschaft-Modell, das unter den Kunstmessen durchaus eine Besonderheit darstellt.
Ein wenig Name-Dropping darf während der Art-Basel-Woche natürlich auch nicht fehlen: Zum 30-jährigen Jubiläum werfen für die Messe prägende Persönlichkeiten in einem Panel einen Blick zurück auf die Geschichte. Es sind dies Peter Bläuer, Wilfried Cooreman, Ann Demeester, Francesca Pia und Eva Presenhuber. Und die Künstlerinnen Joana Escoval und Trinidad Metz Brea sprechen mit Chus Martínez und Robert McKenzie über ihre Praxis. Bleibt für Nikola Dietrich nur noch die Aufgabe, gefühlt die ganze Kunstwelt als Gastgeberin zu empfangen – und die Liste Jahr für Jahr mit klarem Gespür fürs Neue weiterzudenken.