Lullin + Ferrari — Immer für eine Überraschung gut
Zürich — Es ist lange her, dass Etienne Lullin und Corrado Ferrari zum ersten Mal aufeinandertrafen. Wer vermutet, dies sei bei einer Kunstveranstaltung geschehen, liegt gänzlich daneben. Es war vielmehr der Fussball – genauer gesagt der FC Seefeld –, der den Grundstein für ihre jahrzehntelange Zusammenarbeit als Galeristen legte. Über 40 Jahre später feiern die beiden nun mit ‹Surprise, Surprise!› ihre hundertste Ausstellung. 2008 gründeten Lullin und Ferrari die Galerie an der Limmatstrasse, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Löwenbräu-Areal. Eine bedeutende Veränderung folgte 2020, als sie ihre Ausstellungsräume erweiterten und seitdem bis zu drei Einzelpräsentationen gleichzeitig zeigen können. Seit einigen Jahren bereichert zudem Anna Konstantinova das Team und bringt frische kuratorische Impulse ein, insbesondere im Bereich Fotografie – ein Medium, dem die beiden Gründer zunächst skeptisch gegenüberstanden. Ferrari gesteht augenzwinkernd: «Das lag natürlich nur an unserem mangelnden Fachwissen.»
Lullin und Ferrari betonen ihre Vorliebe für spontane und spielerische Entscheidungen. «Wie bei ‹Surprise, Surprise!› kann es passieren, dass wir kurz vor der Eröffnung noch grössere Änderungen vornehmen», erzählt Ferrari. Konstantinova bestätigt dies mit einem lachenden Kopfschütteln. Die Ausstellung gibt einen umfassenden Einblick in 16 Jahre Galerietätigkeit und vereint Werke von Künstler:innen, die von Beginn an dabei waren, mit Positionen, die erst kürzlich ins Programm aufgenommen wurden. Ein besonderer Fokus liegt auf zeitgenössischen Schweizer Kunstschaffenden, oftmals auch mit lokalem Bezug. Künstler:innen wie Clare Goodwin, Pierre Haubensak und Franziska Furter sind feste Grössen im Repertoire der Galerie. Furter ist bei Lullin + Ferrari sogar schon in die kuratorische Rolle für eine eigenständig initiierte Ausstellung geschlüpft. Diese Offenheit und Flexibilität sind charakteristisch für den zeitgemässen Ansatz der Galerie, die gerne Neues ausprobiert, um nicht nur andere, sondern auch sich selbst zu überraschen.