Skip to main content

Werkschau 2024 – Oz Oderbolz

Mit dem selbst gewählten Namen manifestiert Oz Oderbolz eine eigene Identität und autonome Positionierung in der Gesellschaft. Die vielschichtige und transdisziplinäre Praxis umfasst Performance, Installation, Skulptur und kuratorische Arbeit. Oz Oderbolz beschäftigt sich intensiv mit soziopolitischen Strukturen, bricht sie auf, transformiert herkömmliche Narrative und erkundet die so entstehenden Brüche. Zentrale Themen sind Geschlechtsidentitäten, performative Archetypen sowie Fragen der Zugehörigkeit und Identität. Im Atelier, das sich neben dem Toxi Art Space befindet, fällt sofort die Vielfalt an Materialien auf. Zudem wird zwischen Werkbank und Schreibtisch rasch klar, dass gründliche Recherchen und theoretische Überlegungen wesentliche Tätigkeitsbereiche sind. 
Kunst ist sowohl Bedürfnis als auch Ventil. Mit sozial engagierten Projekten belebt Oz die Kunst- und Kulturproduktion mit neuen und inklusiven Austauschstrategien. Die Schaffung dynamischer öffentlicher Räume trägt dazu bei, «das Lokale zu radikalisieren» und traditionelle Wertvorstellungen zu hinterfragen. Autobiografische Elemente mischen sich mit theoretischen Überlegungen und tragen zu einer intimen Auseinandersetzung mit Identität und experimentellen Gemeinschaftsformen bei. So untersucht Oz beispielsweise Objekte mit patriarchalen oder nationalistisch-patriotischen Geschichten und stellt ihnen queere und intersektionale Nutzungsmöglichkeiten gegenüber.

Die Praxis von Oz Oderbolz entfaltet sich in performativen Aktionen und interaktiven Situationen wie im Projekt Mi casa, su casa, 2021, das erstmals im Haus für Kunst Uri inszeniert wurde. Die lange Tafel mit weissen, spitzenbesetzten Tischdecken und bizarr gestalteten schwarzen Fondue-Caquelons lädt zu neuen Formen des Zusammenkommens ein. Das Caquelon wird dabei zu einem herausfordernden Symbol des gemeinschaftlichen Teilens und ermöglicht es, ein breites Publikum mit der Relevanz von Queerness und Empowerment anzusprechen. In Kreiselheuer Pöttinger, 2023, reinigte Oz eine landwirtschaftliche Maschine in einem intensiven mehrwöchigen Prozess, bis nur ein glänzendes Skelett aus verchromtem Stahl übrigblieb. Durch die performative Aktion wurde die Maschine von ihrer ursprünglichen Funktion befreit und erhielt eine neue symbolische Bedeutung, die für Ausdauer und Fürsorge sowie für die oft unsichtbare Arbeit der Pflege steht.

Oz Oderbolz ist auch als Co-Leiter:in des Kunstraums Toxi in Zürich tätig und kuratiert Ausstellungen und Performances, die sich mit Fragen der Inklusion, der kollektiven Arbeit und der Nutzung öffentlicher Räume auseinandersetzen. Oz’ Arbeit ist beispielhaft dafür, wie Kunst zum Medium und Werkzeug gemacht wird, um gesellschaftliche Normen zu hinterfragen und neue Perspektiven auf Gemeinschaft und Identität zu eröffnen. Die partizipativen Installationen und Performances laden dazu ein, sich mit der eigenen Wahrnehmung von Räumen und Interaktionen auseinanderzusetzen und die Möglichkeiten des Zusammenkommens neu zu definieren. 

Ein Beitrag im Kontext der Werkbeiträge des Kantons Zürich 2024.

Author

Details Portrait Name
Vivianne Tat

Artist(s)

Details Portrait Name
Oz Oderbolz