Museum Tinguely — Rund, runder, bald hundert Jahre Jean Tinguely
Basel — Gleich neben dem beliebten Einstieg fürs Basler «Rhyschwimme» liegt das von Mario Botta 1996 erbaute Museum Tinguely. Im Eingangsbereich erwartet mich Roland Wetzel mit einem breiten Lächeln. Er leitet die Institution bereits seit ziemlich genau 15 Jahren. Bevor wir uns im hauseigenen Bistro ‹Chez Jeannot› zum Gespräch niederlassen, bleiben wir kurz vor dem ursprünglich als Bühnenbild konzipierten Werk ‹Éloge de la Folie› von 1966 stehen. Es ist ein Highlight der neuen Sammlungspräsentation ‹La roue = c’est tout›. Wetzel erinnert sich, wie er diesen Neuankauf damals beim Stellenantritt auf seine Liste von zehn Must-Have-Werken gesetzt hatte, mit denen er die Sammlung des monografischen Museums unbedingt ergänzen wollte. Nicht schlecht – die Hälfte davon hat er bereits abhaken können.
Auf einer Wand prangt ein Zitat von Jean Tinguely: «L’unique chose stable – c’est le mouvement partout et toujours.» Die Idee der ständigen Bewegung scheint sich auch auf den Leihverkehr der grössten Werksammlung Tinguelys übertragen zu haben und es wäre bestimmt im Sinne des 1991 verstorbenen Künstlers, dass seine Werke nicht nur irgendwo eingelagert sind, sondern auf der ganzen Welt zirkulieren. Wetzel berichtet davon, dass bereits Leihanfragen für fünf verschiedene Ausstellungen eingegangen sind, die im kommenden Jahr den 100. Geburtstag des Schweizer Künstlers und Pioniers der kinetischen Kunst feiern wollen.
Passend zu Jean Tinguelys Überzeugung, dass Kunst den ständigen Wandel der Zeit widerspiegeln sollte, betont Roland Wetzel die anhaltende Faszination, die Tinguelys Arbeiten auf ihn ausüben: «Seine Werke funktionieren nicht hermetisch, daher bieten sich ständig neue Möglichkeiten, sie und die damit einhergehenden Themen wie die Beziehung zwischen Mensch und Maschine neu zu hinterfragen.» Die in der Ausstellung zufällig mitgehörte Bemerkung eines Besuchers, dass diese Kunst «Hauptsache Krach machen» müsse, wird Tinguelys Schaffen darum bei weitem nicht gerecht. Es stimmt jedoch, dass es in den Hallen des von der Roche getragenen Museums ordentlich rasselt und klappert – und ich damit für einmal nicht leise durch die Räume schleichen muss, sondern die Kunstwerke durch einen simplen Knopfdruck selbst aktivieren kann. Dieses interaktive Prinzip ist über all die Jahre Markenzeichen des Museums geblieben und bereitet mir heute noch genauso viel Freude wie in meiner Kindheit.