Andreas Dobler - Ojo Vagabundo

Vagabundieren

1. Leben ohne festen Wohnsitz – «er vagabundiert seit Jahren».
2. Umherziehen ohne festes Ziel – «vagabundiert durch die Welt»

Andreas Dobler (*1963 Biel, lebt und arbeitet in Zürich) ist ein Vagabund. Seit Jahrzehnten vagabundiert Dobler nicht nur durch unsere Welt, sondern auch zwischen den Welten. Durch die unzähligen Entdeckungen sowie Begegnungen, welche seine transzendenten Wanderungen begleitet haben, hat er sich ein kulturübergreifendes Wissen angeeignet, das als mystisches Fluidum in seine künstlerische Arbeit hineinfliesst.

Aus diesen kulturellen Raubzügen bringt Dobler Souvenirs aus Urzeiten mit, wie den Schrei des Cthulhu, welchen er auf die Bühne der attischen Tragödie trägt und mit Paradigmen der Gegenwart vermischt.

Sein künstlerisches Schaffen fluktuiert zwischen Malerei, Zeichnung, Skulptur, Druckgrafik, Objekten, visueller Poesie sowie Songwriting hin und her.

So wandert auch das Auge des Betrachters in der Zeit auf und ab, springt von Symbol zu Symbol, wenn es sich auf ein Werk von Dobler konzentriert, das vom unersättlichen Auge des Künstlers geschaffen wurde. Das Auge («ojo») selbst stellt – in fast allen Zeiten und Kulturen – ein relevantes metaphysisches Symbol mit höchst unterschiedlichen semantischen Bedeutungen dar: Das Spektrum reicht vom «sündigsten aller Organe» bis hin zum apotropäischen Mittel («Unheil abwehrend»).

Unser aller Augen sind tagtäglich auf eine Flut aus Bildern gerichtet. Ein schier unendlicher Strom aus analogen sowie digitalen Eindrücken durchströmt unseren Alltag und lässt unser Auge unruhig zwischen der analogen sowie digitalen Realität umherspringen. Aus diesem Grund sollten wir wieder vermehrt über das Sehen nachdenken, auch deshalb, da das Angeblickte manchmal sogar zurückblickt: «Du lebst und thust mir nichts» – Aby Warburg über das Potential von Bildern/Kunst.

Andreas Dobler und sein topografischer Zustand der Euphorie beziehen am 24. März ihr temporäres Zuhause im Kunsthaus Steffisburg.