Grotesk! Grotesk? Ein Begriff, dessen Bedeutung reizvoll oszilliert. Mit dem man im Alltag die Absurditäten desselben kommentiert. Bei dem kulturhistorisch Bewanderte an die Ornamentik des Manierismus und des Barock denken mögen, in der sich florales Rankenmuster als von allerlei Chimären und maskenhaftem Minenspiel belebt erweist. Den der geschulte Typograph hingegen mit jenen Schriftfonts assoziiert, deren Enden serifenfrei sind – also gerade keine Haken schlagen. Der «Deutsche Wortschatz» wiederum bietet für das, was im Titel der Schau wie ein Markenlogo figuriert, die folgenden Bedeutungsfelder an: regellos, verzerrt, absurd, komisch, entstellt – und lächerlich. Das klingt erst einmal nicht nach einer Eintrittskarte in den Musentempel: Kunst, die sich aus freien Stücken zum Grotesken bekennt, macht die Verzerrung zum Programm und zelebriert einen Mut zur Lächerlichkeit, der mit dem dort beheimateten Prinzipat des
«Wahren, Schönen, Guten» bricht.
München — Haus der Kunst München